Hermann-Josef Pitsch ließ die Gäste des Kulturvereins im Bürgerhaus Naunheim teilhaben an der äußerst schwierigen Spurensuche der Polizei bei einem Dreifachmord vor 20 Jahren.

Foto: Heinz Israel RZ


Artikel der Rhein-Zeitung vom Naunheim vom 8.10.2017


Vortrag: Wie eine akribische Spurensuche einen Dreifach-Mörder überführt.


„Nichts ist so spannend wie die Wirklichkeit“: Das hat Hermann-Josef Pitsch im Bürgerhaus Naunheim bei einer Veranstaltung des Kulturvereins unter Beweis gestellt. Zwei Stunden lang fesselte er die Zuhörer mit seiner detaillierten Schilderung der Aufklärungsarbeit der Kriminalpolizei bei einem brutalen Dreifachmord vor 20 Jahren.

Zwei Frauen und ein Mann wurden damals in ihrer Villa erschlagen. Schließlich wurde ein Familienmitglied mithilfe eines ganzen Pakets von Indizien überführt und verurteilt. Der Fall ging bis zum Bundesgerichtshof, der Verurteilte sagt bis heute, er sei unschuldig. Pitsch schilderte die penible Spurensuche, bei der den Beamten von vornherein vieles auffällig vorkam. Um der Wahrheit auf die Spur zu kommen, hatte man das Anwesen als Modell nachgebaut und die möglichen Täterwege eingezeichnet. Es wurden Fotos von erhöhtem Standpunkt gemacht und am Computer ausgewertet. Zur Rekonstruktion des Geschehens setzte die Polizei sogar Dummys aus der Automobilbranche ein. Obwohl das Tatwerkzeug nicht gefunden wurde, wiesen Spuren auf einen Fäustel als Waffe hin.
Sehr ausführlich erklärte Pitsch auch die Ermittlungen zum Todeszeitpunkt der Opfer. Dabei spielten zwei Faxe aus Hongkong eine entscheidende Rolle. Man konnte den Zeitpunkt der Attacke auf die Minute genau festlegen, weil Blutspritzer auf dem Faxpapier landeten. Dabei gab es Schrift auf Blut und Schrift unter dem Blut zu erkennen. Auch die Telefondaten halfen bei der Aufklärung. Ein weiteres Indiz lieferte die Video-Rekonstruktion der Tat, bei der man drei Tatvarianten zeitlich erfasste: ein Täter, der sich auskennt, ein Auftragsmörder und ein unbekannter Einbrecher. Nach der Untersuchung der Schließzylinder konnte ein Einbruch ausgeschlossen werden. Hinzu kam, dass die Stellung der Schrankschubladen nicht für ein Durchsuchen sprach. Die persönlichen Verhältnisse des Beschuldigten sprachen zudem eine eindeutige Sprache, denn dieser befand sich in extremer Geldnot.
Hermann-Josef Pitsch arbeitete bis zu seinem Ruhestand als Dozent für Kriminalistik an der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz. Heute bietet er Vorträge zur Prävention für Interessierte an.
Von unserem Mitarbeiter Heinz Israel